Spengler, Oswald
Zitate von Oswald Spengler
Es ist selten, dass ein Mensch weiß, was er eigentlich glaubt.
Was Schicksal ist, lässt sich nicht definieren, nur sehend erleben.
Alle Abstraktion ist anthropomorphes Zerdenken.
Alle großen Erfolge staatsmännischer Kunst und kluger Vorinstinkte waren das Ergebnis kühlen Erwägens, langen Schweigens und Wartens, harter Selbstbeherrschung und vor allem eines grundsätzlichen Verzichtes auf Rausch und Szenen.
Alles Bedeutende im Strom des Lebens ist durch Sieg und Niederlage entstanden.
Alles, was existiert, muss einen Namen tragen. Was nicht benannt ist, existiert nicht für den Menschen.
Allzu viel Bewusstheit tötet den echten Willen, den instinktiven Drang zur Tat und lässt nur das bloße Wollen zurück.
Bauernschlau, pfiffig, geweckt sein bedeutet, dass die Intelligenz Tempo hat.
Bildung kann die Zucht verfeinern, aber nicht ersetzen.
Charakter: die Farbe der Ereignisse bestimmende Beschaffenheit des Ich.
Cogito, ergo sum. Das ist willkürlich: auch wenn ich nicht denke, bin ich.
Das innere Feuer macht das äußere dienstbar.
Das Leben ist nicht in der Katze, sondern die Katze ist Leben.
Das Männliche ist peripher, kämpfend, das Weibliche ist „Dasein“ in Dauer.
Das Weib als Mutter ist, der Mann als Krieger und Politiker macht Geschichte. (Quelle: Untergang des Abendlandes; 1922)
Das Wissen setzt Glauben an das Wissen voraus. Es entwickelt sich aus dem Glauben.
Dauerndes Glück ist Langeweile.
Demokratie ist die politische Form, in welcher vom Bauern die Weltanschauung vom Stadtmenschen verlangt wird.
Demokratie und Plutokratie sind gleichbedeutend. Sie verhalten sich wie der Wunsch zur Wirklichkeit, wie Theorie zur Praxis, wie Erkenntnis zu Erfolg.
Der Bauer ist der ewige Mensch, unabhängig von aller Kultur, die in den Städten nistet.
Er geht ihr voraus, er überlebt sie, dumpf und von Geschlecht zu Geschlecht sich fortzeugend.
Der Charakter eines Volkes ist das Ergebnis seiner Schicksale.
Der Darwinistische Versuch, die Entstehung höherer Organe als Ergebnis der Zuchtwahl zu erklären, ist albern. Tiere gebrauchen die Körperformen, die einmal da sind.
Der Geist denkt, das Geld lenkt. (Quelle: Untergang des Abendlandes; 1922)
Der Handelnde sieht oft nicht weit. Er wird getrieben, ohne das wirkliche Ziel zu kennen. Er würde vielleicht Widerstand leisten, wenn er es sähe, denn die Logik des Schicksals hat nie von menschlichen Wünschen Kenntnis genommen. Aber viel häufiger ist es, dass er in die Irre geht, weil er ein falsches Bild der Dinge um sich und in sich entwickelt hat.
Der kultivierte Mensch hat seine Energie nach innen, der zivilisierte nach außen. (Quelle: Untergang des Abendlandes; 1922)
Der Verstand stellt Probleme, das Leben löst sie. Alle Verstandeslösungen sind Unsinn.
Der Wille bestimmt die Bewegung.
Die Dummheit einer Theorie war nie ein Hindernis für ihre Wirkung.
Die privaten Mächte der Wirtschaft wollen freie Bahn für ihre Eroberung großer Vermögen. Keine Gesetzgebung soll ihnen im Wege stehen. Sie wollen die Gesetze machen, in ihrem Interesse, und sie bedienen sich dazu eines selbstgeschaffenen Werkzeugs, der Demokratie, der bezahlten Partei. (Quelle: Untergang des Abendlandes; 1922)
Die Schrift ist das große Symbol der Ferne, also nicht nur der Weite, sondern auch vor allem der Dauer, der Zukunft, des Willens zur Ewigkeit.
Die Tugend besiegter Völker ist die Geduld, nicht die Resignation.
Die Welt verstehen nenne ich der Welt gewachsen sein.
Die Weltgeschichte sieht sehr viel anders aus, als selbst unsere Zeit sich träumen lässt. Die Geschichte des Menschen ist, an der Geschichte der Pflanzen- und Tierwelt auf diesem Planeten gemessen, um von der Lebensdauer der Sternenwelten zu schweigen, kurz, ein jäher Aufstieg und Fall von wenigen Jahrtausenden, etwas ganz Belangloses im Schicksal der Erde […].
Die Zivilisation ist das unausweichliche Schicksal einer Kultur.
Ein Plebejer ist nicht der, der niedrig steht, sondern niedrig fühlt.
Eine Ehe, in der Kinder nicht gewünscht oder nicht vermisst werden, ist ein Konkubinat.
Einen langen Krieg ertragen wenige, ohne seelisch zu verderben; einen langen Frieden erträgt niemand.
Einst durfte man nicht wagen, frei zu denken;
jetzt darf man es, aber man kann es nicht mehr.
Erfahrung bedeutet ursprünglich immer schlechte Erfahrung.
Es gibt einen natürlichen Rangunterschied zwischen Führern und Geführten des Lebens. Er ist schlechthin vorhanden und wird in gesunden Zeiten und Bevölkerungen unwillkürlich anerkannt.
Es gibt heute kein zweites Volk, das des Führers so bedürftig ist, um etwas zu sein, um auch nur an sich glauben zu können, aber auch keines, das einem großen Führer so viel sein kann. (Quelle: Vom deutschen Volkscharakter, 1927)
Form ist Grenze.
Frieden ist die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln.
Genau gesagt, baut nicht diese Schwalbe ihr Nest, sondern die Art tut es in ihr. Das Einzelwesen ist nur Organ des Gesamtwesens.
Glaube ist Glaube an Unsichtbares.
Wissen ist Glaube an Sichtbares.
Hand und Geist sind zarteste und mächtigste Waffe.
Hochkultur ist Stadtkultur.
Humor verzeiht. Satire verachtet. Witz ist nur intellektuelles Spiel.
Ich sehe in der Weltgeschichte das Bild einer ewigen Gestaltung und Umgestaltung, eines wunderbaren Werdens und Vergehens organischer Formen. Der zünftige Historiker aber sieht sie in der Gestalt eines Bandwurms, der unermüdlich Epochen ‚ansetzt‘.
Jede Erfahrung, mag sie sein, wie sie will, ist auch ein schöpferischer Akt.
Jetzt zählt nur der Mensch, der etwa wagt, der den Mut hat, die Dinge zu sehen und zu nehmen wie sie sind.
Kühle Urteilskraft ist die Wortlose Fähigkeit, Sinneseindrücke und Handlungen zu einer Einheit zu fassen.
Leben ist Tun und Leiden. Je wissender der Mensch, desto tiefer sein seelisches Leid.
Man erschrickt nur vor Drohungen; mit vollendeten Tatsachen findet sich der Mensch schnell ab.
Menschen, die sich zu Herren geboren und berufen fühlen. Was kommt auf die Zahl an? Sie hat nur das vorige Jahrhundert tyrannisiert, das vor Quantitäten auf den Knien lag. Ein Mann bedeutet viel gegenüber einer Masse von Sklavenseelen, von Pazifisten und Weltverbesserern, die Ruhe um jeden Preis ersehnen, selbst um den der ‚Freiheit’. (Quelle: Jahre der Entscheidung; 1933)
Methode ist List.
Mit dem Feuer fühlt der Mensch sich niemals allein. Die Flamme kann Gesellschaft leisten – darin steckt der Urzusammenhang zwischen Flamme und Seele.
Rasse, die man hat, nicht eine Rasse, zu der man gehört. Das eine ist Ethos, das andere Zoologie.
Recht ist das Ergebnis von Pflichten;
Pflicht ist das Recht anderer an uns.
Rechthaben ist ein Ausdruck von Macht.
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