Rathenau, Walther

Walther Rathenau (1867 – 1922) war ein deutscher Industrieller, Schriftsteller und liberaler Politiker (DDP).

Zitate von Walther Rathenau:

Die Klage über die Schärfe des Wettbewerbs ist in Wirklichkeit meist nur eine Klage über den Mangel an Einfällen.

Verschmilzt die Wirtschaft Europas zur Gemeinschaft, und das wird früher geschehen, als wir denken, so verschmilzt auch die Politik.

Charakter ist der Inbegriff des bewussten und unbewussten Willens.

Danksagung erhebt, Gebet erniedrigt.

Darin liegt Erhabenheit der Liebe, dass sie den persönlichen Zweck aufhebt.

Das Beste am Journalismus ist, dass er die Neugier tötet.

Das Denken ist der Prozess, durch den niedrige Instinkte verwandelt werden.

Das Dramatische ist die Einheit des Kampfes mit dem Leiden.

Das höchste Glück des Menschen ist die Befreiung von der Furcht.

Das tiefe Wort ist nicht stark.

Dass die Grenze meines Ichs die Haut sei – gemeinster aller Gedanken.

Den Tadel der Menschen nahm ich solange gerne an, bis ich einmal darauf achtete, wen sie lobten.

Der Katholizismus trägt noch Züge einer Religion, Protestantismus und Judentum sind Lehren.

Der Mutmensch kennt den Zorn, der Furchtmensch die Wut und den Ärger.

Der Weltprozess ist rhythmische Zentralisation und Dezentralisation des Empfindens.

Die Erfindung eines Problems ist oft wichtiger als die Erfindung der Lösung. In der Frage liegt oft mehr als in der Antwort.

Die Phantastik der Phantasielosen ist Ethik.

Die Vorstellung einer ewigen Dauer der Persönlichkeit ist eine metaphysische Überschätzung der Habgier.

Entrüstung ist Bekenntnis der Hilflosigkeit, also unmännlich.

Es gibt nur ein Gebet. Das lautet: Hinan!

In jedem starken menschlichen Gefühl ist sein Gegenteil enthalten. Im Ausbruch der Verzweiflung verkündet sich der Trost, im Jubel lauert die Verzweiflung.

Individualität ist Einheit des Schmerzes.

Jede Zeit hat zwei kontrastierende menschliche Ideale: das Zeitsymbol und sein Gegenteil. Friedrich und Werther, Bismarck und Parzival, Napoleon und Romantik.

Kraft ist Tugend, Gesetz, Schönheit.

Kunst ist Ahnung, Empfinden, Wissenschaft ist Erkenntnis des Gesetzmäßigen.

Kunst ist unbewusste, wirksame Betrachtung des Göttlichen.

Kurze Formel: Eleganz ist gemeisterte Verschwendung.

Liebe ist nicht das Höchste. Über der Liebe steht Selbstvergessenheit.

Lust und Leid sind die polaren Elemente und Atome des Empfindens und Denkens in der Natur.

Mittleren Menschen mag man den Mut loben, Edlen die Besonnenheit.

Neujahrswunsch: weniger Rede, mehr Gedanken, weniger Interessen, mehr Gemeinsinn, weniger Wissen, mehr Urteil, weniger Zwiespalt, mehr Charakter.

Nicht Pazifismus, sondern Weltorganismus.

Nur vergleichende Urteile haben einen Wahrheitswert. Denken heißt: Vergleichen.

Religion schafft Gottheiten, Heroen, Mysterien, Priester und Mythen. Ethik schafft Heilige, Gesetze, Lehren, Dogmen, Prediger und Pfaffen.

Spiele dein Instrument so gut du kannst, von ganzem Herzen und mit ganzer Liebe. Für die Komposition sorgt ein anderer.

Verliert euer Ich! Nur der wird ernten, der mit vollen Händen sein Saatkorn in weitem Bogen über die Furchen streut. Was im Speicher dorrt, vermehrt sich nicht und kann verderben.

Vornehmheit ist Entsagen.

Wahrheit ist innere Harmonie.

Was ist Erfüllung? Vernichtung des Wünschens. Die begreifet nur recht: So werdet ihr nicht ein sattes Jenseits begehren, sondern euch des Todes, der edelsten Erfüllung getrösten.

Wer die Kehrseite der Menschen gesehen hat, wie kann der noch stolz sein?

Wer mir etwas sagen will, muss stärker sein als ich.

Wer schöne Aussichten braucht, darf keine tiefen Einsichten haben.

Zum Beweisen sind die Privatdozenten da.

Zweifaches hat sich nicht geändert. Nicht jedes Volk braucht jedes, aber jedes braucht alle.

Ach, was ist Liebe! Wüssten wir doch nur, was wir lieben!

Die Erde trägt zu jeder Zeit ein Dutzend Menschen, die sich vor Sehnsucht, einer des anderen verzehren. Sie finden einander nicht.

Gerechtigkeit entspringt dem Neid; denn ihr oberster Grundsatz ist: Allen das Gleiche.

Gott lieben ist nicht das Letzte. Das Letzte ist Gottseligkeit.

Ich habe niemals einen wirklich großen Geschäftsmann gesehen, dem das Verdienen die Hauptsache war.

Wäre die Liebe ein physikalisches Phänomen, als Freude am Besitz, Freude an Vollkommenheit, Erinnerung an Freude oder dergleichen, so liebten wir nicht Unvollkommenes, Abwesendes, Tote.
Je vollkommener und je gegenwärtiger etwas ist, desto schwerer ist es uns, es zu lieben.

Nicht die Politik ist das Schicksal, sondern die Wirtschaft.

Normalerweise gelten neun Zehntel der politischen Tätigkeit den wirtschaftlichen Aufgaben des Augenblicks, der Rest den wirtschaflichen Aufgaben der Zukunft.

Alle große Kunst der Erde, ja alles große Schaffen war liebevoll, dämonisch und frei.

Aller Verstand muss sich zuletzt im Unwesentlich-Wirklichen verlieren. Die träumende Phantasie allein findet den Aufstieg zum Wesentlich-Wahren.

Bei allen Menschen ist es zu wissen wichtig, ob sie aus Not, aus Eitelkeit, aus Langeweile oder aus Liebe schaffen.

Bei denen, die lange beten, ist keine Gnade.

Das Größte und Wunderbarste ist oft das Einfachste.

Demokratie ist Volksherrschaft nur in den Händen eines politischen Volkes, in den Händen eines unerzogenen und unpolitischen Volkes ist sie Vereinsmeierei und kleinbürgerlicher Stammtischkram.

Die größte geschäftliche Stärke in unserem Zeitalter ist der Vorsprung.

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