Tucholsky, Kurt

Kurt Tucholsky (1890 – 1935) war ein deutscher Journalist und Schriftsteller.

Zitate von Kurt Tucholsky:

Hab erbarmen. Das Leben ist schwer genug. (Quelle: Merkblatt für Geschworene)

Ich habe Erfolg, aber ich habe keinerlei Wirkung.

In der Ehe pflegt gewöhnlich einer der Dumme zu sein. Nur wenn zwei Dumme heiraten – das kann mitunter gut gehen.

Lasst uns das Leben genießen, solange wir es nicht begreifen.

Man braucht sehr viel Geduld um diese zu lernen.

Trudele durch die Welt. Sie ist so schön, gib dich ihr hin, und sie wird sich dir geben.

Kaufen, was einem die Kartelle vorwerfen; lesen, was einem die Zensoren erlauben; glauben, was einem die Kirche und Partei gebieten. Beinkleider werden zur Zeit mittelweit getragen. Freiheit gar nicht.

Wer in der Öffentlichkeit Kegel schiebt, muss sich gefallen lassen, daß nachgezählt wird, wieviel er getroffen hat.

Der eigene Hund macht keinen Lärm – er bellt nur.

Wenn wir einmal nicht grausam sind, dann glauben wir gleich, wir seinen gut.

Wer in einem blühenden Frauenkörper das Skelett zu sehen vermag, ist ein Philosoph.

Alles ist richtig, auch das Gegenteil. Nur ‚zwar – aber‘, das ist nie richtig.

Wenn die Amerikanerin so lieben könnte, wie die Deutsche glaubt, daß die Französin es täte – dann würde sich die Engländerin schön freuen. Sie hätte einen herrlichen Anlaß, sich zu entrüsten.

Der Satiriker ist ein gekränkter Idealist: er will die Welt gut haben, sie ist schlecht, und nun rennt er gegen das Schlechte an.

Überschrift eines demokratischen Leitartikels: Jein! – !

Volkswirtschaft ist der Zeitpunkt, an dem die Leute anfangen, darüber nachzudenken, warum sie so wenig Geld haben.

Der geschickte Journalist hat eine Waffe: das Totschweigen – und von dieser Waffe macht er oft genug Gebrauch.

Der Mensch hat neben dem Trieb der Fortpflanzung und dem zu essen und zu trinken zwei Leidenschaften: Krach zu machen und nicht zuzuhören.

Jubel über militärische Schauspiele ist eine Reklame für den nächsten Krieg.

Wenn ein Mensch ein Loch sieht, hat er das Bestreben, es auszufüllen. Dabei fällt er meistens hinein.

Der Vorteil der Klugheit liegt darin, dass man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger.

Das ärgerliche am Ärger ist, dass man sich schadet, ohne anderen zu nützen.

Wahlen ändern nichts, sonst wären sie verboten.

Von der Unmöglichkeit satirischer Zusammenkünfte: Zur einsamen Lektüre eines satirischen Textes kann man sich behaglich einrichten. Satirische Massenveranstaltungen hingegen sind nichts als ungemütlich.

Bei aller Liebe: mein Thema ist nicht Mesopotamien, Abessinien oder Spitzbergen, sondern – schlicht und ergreifend – Deutschland.

Man fällt nicht über seine Fehler. Man fällt immer über seine Feinde, die diese Fehler ausnutzen.

Selbst wenn der Deutsche nichts hat, Bedenken hat er.

Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt – sieh sie dir an.

Als deutscher Tourist im Ausland steht man vor der Frage, ob man sich anständig benehmen muss oder ob schon deutsche Touristen dagewesen sind.

Die meisten Hotels verkaufen etwas, was sie gar nicht haben: Ruhe

Diejenigen Ausreden, in denen gesagt wird, warum die AG keine Steuern bezahlen kann, werden in einer sogenannten Bilanz zusammengestellt.

Sprache ist eine Waffe.

Erfahrungen vererben sich nicht – jeder muss sie allein machen.

Was die Kirche nicht verbieten kann, das segnet sie.

Lieber einen Anzug nach Maß, als eine Gesinnung von der Stange.

Zur Heirat gehört mehr als nur vier nackte Beine ins Bett.

Die Zahl der deutschen Kriegerdenkmäler zur Zahl der deutschen Heine-Denkmäler verhält sich hierzulande wie Macht zum Geist.

Nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter, als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein.

Der Leser hat’s gut: Er kann sich seine Schriftsteller aussuchen.

Jede Wirtschaft beruht auf dem Kreditsystem, das heißt auf der irrtümlichen Annahme, der andere werde gepumptes Geld zurückzahlen.

Die Basis einer gesunden Ordnung ist ein großer Papierkorb.

Es gibt vielerlei Lärm. Aber es gibt nur eine Stille.

Erfahrung heißt gar nichts. Man kann eine Sache auch 35 Jahre schlecht machen.

Den Deutschen muss man verstehen, um ihn zu lieben; den Franzosen muss man lieben, um ihn zu verstehen.

Den Mann gibt es gar nicht; er ist nur der Lärm, den er verursacht. (Über Adolf Hitler)

Dieser ausgezeichnete Stilist, dieser in der Zivilcourage unübertroffene Mann, hat eine merkwürdig lethargische Art, die ich nicht verstanden habe, und die ihn wohl auch vielen Leuten, die ihn bewundern, entfremdet. Es ist sehr schade um ihn. Denn dieses Opfer ist völlig sinnlos. (Über Carl von Ossietzky)

Wenn dem Deutschen so recht wohl ums Herz ist, dann singt er nicht. Dann spielt er Skat.

Aber das hat jeder empfunden: den Knack, den es zwischen seiner Generation und der seiner Eltern gegeben hat, den Fortschritt, die aufbegehrende Opposition, die da sagte: Achtung! Jetzt kommen wir!

Als Gott am sechsten Schöpfungstage alles ansah, was er gemacht hatte war zwar alles gut, aber dafür war auch die Familie noch nicht da.

Das Christentum ist eine gewaltige Macht. Dass zum Beispiel protestantische Missionare aus Asien unbekehrt wieder nach Hause kommen – das ist eine große Leistung.

Das Englische ist eine einfache, aber schwere Sprache. Es besteht aus lauter Fremdwörtern, die falsch ausgesprochen werden.

Das Volk versteht das meiste falsch; aber es fühlt das meiste richtig.

Den meisten Leuten sollte man in ihr Wappen schreiben: Wann eigentlich, wenn nicht jetzt?

Denn das ist Humor: durch die Dinge durchsehen, wie wenn sie aus Glas wären.

Der Mensch gönnt seiner Gattung nichts, daher hat er die Gesetze erfunden. Darf er schon nicht, dann sollen die anderen aber auch nicht.

Der Mensch hat zwei Beine und zwei Überzeugungen: eine, wenns ihm gut geht und eine, wenn ihm schlecht geht. Die letzte heißt Religion.

Der Mensch ist ein Wirbeltier und hat eine unsterbliche Seele sowie auch ein Vaterland damit er nicht zu übermütig wird.

Der Sozialismus wird erst siegen, wenn es ihn nicht mehr gibt.

Die Katholiken sitzen vor ihrer Hütte. Ein Heide geht vorbei und pfeift sich eins.

Die Katholiken tuscheln: „Der wird sich schön wundern, wenn er stirbt!“

Sie klopfen sich auf den Bauch ihrer Frömmigkeit, denn sie haben einen Fahrschein, der Heide aber hat keinen, und er weiß es nicht einmal. Wie hochmütig kann Demut sein!

0 Kommentare

Hinterlasse ein Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert