Adorno, Theodor W.
Zitate von Theodor W. Adorno
Das Ganze ist das Unwahre.
Liebe ist die Fähigkeit, Ähnliches an Unähnlichem wahrzunehmen.
Geliebt wirst du einzig, wo du schwach dich zeigen darfst, ohne Stärke zu provozieren.
„Wir“ sagen und „Ich“ meinen ist eine von den ausgesuchtesten Kränkungen.
Alles Mitmachen, alle Menschlichkeit von Umgang und Teilhabe ist bloße Maske fürs stillschweigende Akzeptieren des Unmenschlichen.
Astrologie fängt jene ein, die, von der Fassade unbefriedigt, nach dem Wesen tasten, ohne noch kritisch sich anstrengen zu wollen oder zu können.
Der Bürger wünscht die Kunst üppig und das Leben asketisch; umgekehrt wäre es besser.
Der Distanzierte bleibt so verstrickt wie der Betriebsame; vor diesem hat er nichts voraus als die Einsicht in seine Verstricktheit und das Glück der winzigen Freiheit, die im Erkennen als solchem liegt.
Der Mechanismus der Reproduktion des Lebens, seiner Beherrschung und seiner Vernichtung ist unmittelbar der gleiche, und demgemäß werden Industrie, Staat und Reklame fusioniert.
Der Splitter in deinem Auge ist das beste Vergrößerungsglas.
Astrologie ist Aberglaube aus zweiter Hand.
Aufgabe von Kunst heute ist es, Chaos in die Ordnung zu bringen.
Bei vielen Menschen ist es bereits eine Unverschämtheit, wenn sie Ich sagen.
Das Glück, das im Auge des Denkenden aufgeht, ist das Glück der Menschheit. (Quelle: Kulturkritik und Gesellschaft; 1951)
Der Antisemitismus ist das „Gerücht über die Juden.“
Der weibliche Charakter und das Ideal der Weiblichkeit, nach dem er modelliert ist, sind Produkte der männlichen Gesellschaft.
Dialektik ist, als philosophische Verfahrungsweise, der Versuch, mit dem ältesten Medium der Aufklärung, der List, den Knoten der Paradoxie zu entwirren. Nicht zufällig war das Paradoxon seit Kierkegaard die Verfallsform von Dialektik. Dialektische Vernunft folgt dem Impuls, den Naturzusammenhang und seine Verblendung, die im subjektiven Zwang der logischen Regeln sich fortsetzt, zu transzendieren, ohne ihre Herrschaft ihm aufzudrängen: ohne Opfer und Rache.
Die metaphysischen Interessen der Menschen bedürften der ungeschmälerten Wahrnehmung ihrer materiellen. Solange diese ihnen verschleiert sind, leben sie unterm Schleier der Maja. Nur wenn, was ist, sich ändern lässt, ist das, was ist, nicht alles.
Die rastlose Selbstzerstörung der Aufklärung zwingt das Denken dazu, sich auch die letzte Arglosigkeit gegenüber den Gewohnheiten und Richtungen des Zeitgeistes zu verbieten. (Quelle: Dialektik der Aufklärung; 1944)
Die Welt aber im Ich zu gestalten, ist der Sinn des Lebens. Nur durch die Gestaltung der Welt wird das Ich zur Persönlichkeit. (Quelle: Abituraufsatz; 1921)
Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen.
Die Forderung, dass Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung.
Ein Deutscher ist ein Mensch, der keine Lüge aussprechen kann, ohne sie selbst zu glauben.
Erster und einziger Grundsatz der Sexualethik: Der Ankläger hat immer Unrecht.
Es gibt aus der Verstricktheit keinen Ausweg.
Es gibt kein richtiges Leben im falschen. (Quelle: Minima Moralia; 1951)
Gesundheit? Was nützt einem die Gesundheit, wenn man ansonsten ein Idiot ist.
In den Bewegungen, welche die Maschinen von den sie Bedienenden verlangen, liegt schon das Gewaltsame, Zuschlagende, stoßweise Unaufhörliche der faschistischen Misshandlungen.
Jeder Mensch heute, ohne jede Ausnahme, fühlt sich zu wenig geliebt, weil jeder zu wenig lieben kann.
Jedes Kunstwerk ist eine abgedungene Untat.
Klassifikation ist Bedingung von Erkenntnis, nicht sie selbst, und Erkenntnis löst die Klassifikation wiederum auf.
Kunst ist die gesellschaftliche Antithesis zu Gesellschaft, nicht unmittelbar aus dieser zu deduzieren.
Kunst ist nicht, wie der Idealismus glauben machen wollte, Natur, aber will einlösen, was Natur verspricht.
Kunst und Philosophie konvergieren in deren Wahrheitsgehalt.
Kunst will das, was noch nicht war, doch alles, was sie ist, war schon. (Quelle: Ästhetische Theorie; 1970)
Kunstwerke, die der Betrachtung und dem Gedanken ohne Rest aufgehen, sind keine.
Langeweile ist der Reflex auf das objektive Grau … Langeweile ist objektive Verzweiflung.
Leben, das Sinn hätte, fragte nicht danach. (Quelle: Negative Dialektik; 1966)
Nur der liebt, der die Kraft hat, an der Liebe festzuhalten. (Nicht: „Nur der lebt …“)
Philosophie zeichnet sich dadurch aus, dass sie die Widersprüchlichkeit des Menschen uneingeschränkt zur Darstellung bringt.
Rat an Intellektuelle: lasse dich nicht vertreten.
Unter den gegebenen Verhältnissen werden die Glücksgüter selbst zu Elementen des Unglücks.
Wahr sind nur die Gedanken, die sich selber nicht verstehen.
Wer denkt, ist nicht wütend.
Wiederzukehren vermag Tradition einzig in dem, was unerbittlich ihr sich versagt.
Anstelle der wirklichen Anstrengung und Arbeit des Begriffs, die ein alter Hegelianer wie Bloch doch weiß Gott schwer zu nehmen hätte, ist das Buch wie ein reißendes Gewässer, in dem alles mögliche Zeug, vor allem Konservenbüchsen, herumschwimmt, überreich an einem teilweise übrigens etwas apokryphen Stoff, aber arm einfach an geistigem Gehalt. (Über Ernst Bloch und sein Werk „Das Prinzip Hoffnung“)
Engagement ist vielfach nichts als Mangel an Talent oder an Anspannung, Nachlassen der Kraft.
Wer hart gegen sich ist, der erkauft sich das Recht, hart auch gegen andere zu sein, und rächt sich für den Schmerz, dessen Regungen er nicht zeigen durfte.
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